P-Aktuell 02.2025

Praktischer Nutzen im klinischen Alltag: Weniger Wirkfluktuationen mit kontinuierlicher s.c. Foslevodopa / Foscarbidopa-Infusion

Einleitung

Die Parkinson-Krankheit ist eine chronisch-progrediente neurodegenerative Erkrankung, die im Verlauf zu einer zunehmenden motorischen und nicht-motorischen Beeinträchtigung der Betroffenen führt. In späteren Stadien kommt es trotz optimierter oraler Pharmakotherapie häufig zu motorischen und nicht-motorischen Fluktuationen. Diese stehen im Zusammenhang mit der variablen Wirksamkeit dopaminerger Medikamente und gehen mit oft unvorhersehbaren Veränderungen in der Symptomschwere einher. Hierbei kann man unterschiedliche Phänomene beobachten.

Morgendliche OFF-Phasen treten aufgrund der nachts sinkenden Medikamentenspiegel auf. Wearing-OFF bezeichnet das Nachlassen der Wirkung der einzelnen L-Dopa-Dosen und Wiederauftreten von Beschwerden vor der nächsten Gabe. Ein verzögerter Wirkeintritt oder komplettes Dosisversagen kann aufgrund der veränderten Magenentleerung und intestinalen Absorption entstehen. Besonders störend für Betroffene sind unvorhersehbare oder paroxysmale ON/OFF Phasen. In Phasen hoher Levodopa-Wirkspiegel treten parallel häufig Überbewegungen (Dyskinesien) auf.

Levodopa (L-Dopa) induzierte motorische Komplikationen treten nach Beginn einer L-Dopa-Therapie bei etwa 8–10 % der Betroffenen pro Jahr auf, bei rund 30 % nach 2–3 Jahren, bei über 50 % nach mehr als 5 Jahren und bei über 80 % nach 10 Jahren. Sie gehen mit einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität einher. Die Krankheitsdauer hat sich im Vergleich zur Dauer der L-Dopa-Behandlung als der wichtigere Risikofaktor für das Auftretens motorischer Komplikationen erwiesen. (Hametner, Seppi, and Poewe 2010; Rinne 1983; Ahlskog and Muenter 2001).

Zur Behandlung von Personen mit Parkinson (PmP) mit Fluktuationen wurden deshalb Geräte-gestützten Therapieverfahren (englisch: Device-Aided Therapies), entwickelt, nämlich die tiefe Hirnstimulation und Pumpentherapien.
Ziel dieser Verfahren ist es, bei PmP mit unzureichendem Ansprechen auf orale oder transdermale Therapien die motorische Kontrolle und damit die Lebensqualität zu verbessern. Die Indikation zu einer Geräte-gestützten Therapie orientiert sich primär an der klinischen Symptomatik und nicht an der Krankheitsdauer oder dem Alter. Sie sollte dann in Erwägung gezogen werden, wenn L-Dopa-abhängige Wirkfluktuationen trotz optimierter Therapie persistieren.

Ein Konsensusverfahren zog für die Definition der fortgeschrittenen Parkinson-Krankheit motorische, nicht-motorische sowie funktionelle Kriterien herangezogen (Antonini et al. 2018). Die Kriterien, die für die Indikation zu gerätegestützten Therapien relevant sind, umfassen Einnahmefrequenz von ≥5 L-Dopa-Dosen pro Tag, ≥2 Stunden Off-Phasen täglich oder ausgeprägte motorische Fluktuationen mit ≥1 Stunde belastender Dyskinesien pro Tag (5-2-1-Regel).

Betroffene mit fortgeschrittener Parkinson-Krankheit und persistierenden Fluktuationen, mit guter kognitiver Leistungsfähigkeit, relevantem Ansprechen auf L-Dopa und einem Lebensalter unter 70 Jahren gelten in der Regel als geeignete Kandidat:innen für alle derzeit verfügbaren gerätegestützten Therapieverfahren. Bei Vorliegen eines L-Dopa-resistenten Tremors ist die tiefe Hirnstimulation als Therapieoption von besonderer Bedeutung. Für Infusionstherapien sind weniger Einschränkungen gegeben.

Eine frühzeitige Aufklärung über Geräte-gestützte Therapieoptionen ist wichtiger Bestandteil der Versorgung von PmP und erleichtert dann den Einsatz.
Da randomisierte Vergleichsstudien unter den verschiedenen Geräte-gestützten Therapien fehlen, ist Erfahrung des Behandlers mit den verschiedenen Therapiemöglichkeiten wichtig für die Indikationsstellung und Wahl des richtigen Verfahrens.

Diese Geräte-gestützten Therapien können die Lebensqualität bei geeigneten PmP, gegenüber der oralen Behandlung, erheblich verbessern. Daher sollte ihr Einsatz nicht erst als ultima ratio, sondern frühzeitig beim Eintreten von ersten motorischen Komplikationen (Wirkfluktuationen, Dyskinesien) erwogen werden.

Die Auswahl des geeigneten Verfahrens erfordert eine individualisierte Bewertung der Symptome, psychosozialer Faktoren und eine Berücksichtigung der Präferenz der Betroffenen. Ein zu später Beginn einer Geräte-gestützten Therapie ist mit einer reduzierten Therapie-Effektivität assoziiert.

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