P-Aktuell 01.2018

Automatisierte Magnetresonanztomographie Analyse bei Parkinson-Syndromen

Einleitung

Klinische Kriterien ermöglichen eine genaue und zuverlässige Diagnose von Parkinson-Syndromen, vorausgesetzt, kardinale Symptome sind zum Untersuchungszeitpunkt eindeutig feststellbar und symptomatische Ursachen konnten ausgeschlossen werden. Schwierigkeiten entstehen häufig bei der Differenzialdiagnose von Parkinson-Syndromen neurodegenerativer Genese aufgrund ihres meist langsam progredienten Verlaufes und der damit verbundenen protrahierten Ausprägung charakteristischer, diagnoserelevanter Krankheitsmerkmale. In Autopsie-verifizierten Studien wurden Fehldiagnoseraten bei 50% der Patienten mit atypischen Parkinson-Syndromen bei Erstvorstellung beschrieben (Litvan et al., 1997). Die Zuverlässigkeit der klinischen Diagnose der Parkinson-Krankheit im fortgeschrittenen Stadium erreichte selbst in spezialisierten Zentren maximal 90% (Hughes et al., 2002). Bildgebende Untersuchungen wie Fluorodeoxyglukose (FDG) Positronen-Emissions-Tomographie (PET), Metaiodbenzylguanidin (MIBG) und D2-Rezeptor SPECT können einen essentiellen Beitrag in der Differenzialdiagnose leisten und die mangelnde diagnostische Genauigkeit verbessern. Ihre Auswertung ist aber bis dato nicht standardisiert und die Sensitivität für die klinische Routinediagnostik noch zu nieder. Im Rahmen der Basisdiagnostik ist die Domäne der strukturellen T1-/PD-/T2-gewichteten MRT der Ausschluss einer Basalganglien- oder Hirnstammpathologie als Ursache eines symptomatischen Parkinson-Syndroms. Die dabei häufig detektierten Erkrankungen sind lakunäre Infarkte und subkortikale mikroangiopathische Läsionen, der Normaldruckhydrozephalus, Raumforderungen, demyelinisierende und entzündliche Erkrankungen, Neurodegeneration mit Eisenablagerungen (NBIA) sowie metabolische und toxische Erkrankungen (Mueller et al., P-Aktuell 2/2012, Heim et al., 2017). Abhängig vom Krankheitsstadium konnten auch für die Multisystematrophie und Progressive supranukleäre Blickparase charakteristische strukturelle Parenchymveränderungen in der konventionellen T1 und T2 gewichteten MRT, die eine diagnostische Abgrenzung von der Parkinson-Krankheit ermöglichen, beschrieben werden (Mahlknecht et al., 2010). Dabei werden in der klinischen Routinediagnostik etablierte, visuelle Kriterien und metrische Verfahren mit meist ausreichender diagnostischer Spezifität aber mangelnder Sensitivität  angewandt.

Mehrere Faktoren können als Gründe der limitierten diagnostischen Genauigkeit diskutiert werden: i) die möglicherweise mangelnde Spezifikation von MRT Sequenzen in Bezug auf die Krankheitsentität und ihr Stadium, ii) die Variabilität der visuellen Interpretation von zweidimensionalen Datensätzen (Schnittbildern) sowie iii) die begrenzte Verfügbarkeit standardisierter Messverfahren. Mit Hilfe der elektronischen Bilddatenverarbeitung konnte in den letzten Jahren die diagnostische Genauigkeit von MRT Befunden erheblich verbessert werden. Dabei sind die maschinelle Erkennung von krankheitsrelevanten Hirnarealen, ihre Volumenbestimmung und die damit verbundene objektive Messwertgenerierung sowie Normierung mit Datenbanken unter Berücksichtigung von Einflussgrößen wie Alter, Geschlecht und Ganzhirnvolumen als bedeutendste Errungenschaften zu nennen. Diese werden im nächsten Abschnitt dem derzeit gültigen „state of the art“ der MRT Beurteilung gegenübergestellt.

Die in diesem Beitrag berücksichtigten Studien sind überwiegend kleinere Fall-Kontrollstudien, mit Gruppengrößen von meist deutlich weniger als 20 Patienten je Erkrankungsbild ohne prospektive longitudinale Validierung der Diagnose. Die neuroradiologische Befundung und Erhebung von Messwerten beruht auf der Verblindung des Untersuchers für die klinische Diagnose. Eine Limitation aller angeführten Studien ist die Validierung der Diagnose anhand von klinischen Konsensuskriterien, die eine ca. 10%ige Fehldiagnoserate neurodegenerativer Parkinson-Syndrome aufweisen. Zudem wurden klinisch relevante Vergleichskollektive (z.B. Patienten mit essentiellem Tremor, subkortikaler vaskulärer Enzephalopathie) meist ausgeschlossen.

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